DORFINFO
Gravedona
Höhe: 210 m
Gemeindeamt: Piazza San Rocco, 1 22015 GRAVEDONA (CO). Tel.: 0344 85291
Dorfbeschreibung
Am lieblichen Golf an der Mündung der
Valle del Liro herrlich gelegen, gegenüber
der Halbinsel von Piona und dem Monte
Legnone. Ausgezeichnet durch ein mildes
Klima im Winter und durch eine konstante
mildernde Brise im Sommer. Die typischen
Gässchen des kleinen Orts springen
ohne Zögern in den blauen See, über endlosen,
steilen Steigen und durch eng
zusammengerückte Häuser mit Toren und
antiken Fassaden. Sein Name ist ligurischen
Ursprungs und weist auf eine
Landzunge oder ein steiniges Ufer hin. Das
Dorf offenbart sich durch seine Kirchen
und Monumente, in denen man die verschiednen
Kultureinflüsse lesen kann, die über die wichtige Strada Regina hierher
gelangten, diesem seit jeher wertvollen
Verbindungsweg zwischen Norditalien,
Mailand, Como und Mittel- bzw.
Nordeuropa. Aus geschichtlichen, künstlerischen
und religiösen Gründen ist es
heute eines der wichtigsten Zentren des
Alto Lago.
Geschichte, Kurioses, Traditionen
Zur Zeit der Stadtstaaten am Zehnjährigen
Krieg zwischen Como und
Mailand (1118-1127) beteiligt. Wechselte
mehrmals von der einen zur anderen Seite
und nahm schließlich am Frieden von
Konstanz teil, der 1183 das Ende des
Konflikts zwischen Barbarossa und dem
lombardischen Städtebund besiegelte.
1522 wurde es zum Hauptort des Tre Pievi
Gebiets, das Sorico und Dongo mit einschloss.
Als Zentrum der Verbreitung des
Christentums hatten sie das Privileg eigener
Richter und einer Münzprägestelle.
Es gelang dem Ort immer eine besondere
Autonomie zu bewahren, auch unter der
Herrschaft der Visconti und Sforza. Unter
der spanischen Herrschaft Philipp II zur
Grafschaft erhoben, wurde es von diesem
im 16.Jhdt. dem Kardinal Tolomeo Gallio
von Como überlassen.
Sehenswert
Kirche Santa Maria del Tiglio: Taufhaus der
Pfarrgemeinde; in der ersten Hälfte des
12.Jhdts. auf einem früheren urchristlichen
Baptisterium, das dem Johannes dem
Täufer geweiht war, errichtet. Während
der Restaurierungsarbeiten 1953 wurden
der gesamte Grundriss und Teile eines
Mosaikbodens (5.Jhdt n.Ch.) entdeckt. Es
ist das wichtigste Monument Gravedonas,
ganz aus weißem und schwarzem Marmor
(grauer von Olcio und weißer aus Musso),
im Relief sind Symbole lesbar.
In der Fassadenmitte ist nur wenig
zurückversetzt ein Glockenturm eingefügt,
mit zwei- und dreibogigen Fenstern unter
der Glockenstube aus dem 18.Jhdt.; unter
der Regenrinne vollständig von einem
Bogenrahmen gekrönt; an den anderen
drei Seiten halbkreisförmige Apsiden, die
mit kleinen Bögen mit doppeltem Bogenrücken
und Sägezahn-Ornamenten geschmückt
und durch an Lisenen angelehnte
Halbsäulen betont sind. Das einschiffige
Innere ist mit Loggien, Rundbögen,
Fresken aus dem 12. und 13.Jhdt. und sakralen
Einrichtungsgegenständen bester
Handwerkskunst geschmückt.
Das interessanteste Fresko ist sicherlich
jenes links am Eingang mit dem JüngstenGericht. Im Bereich der Apsis sind noch
die Abbildungen des Hl. Johannes des
Täufers erkennbar, es folgen Die Drei
Könige, eine Kreuzigung und eine Heilige Dreifaltigkeit, Anbetung der Könige, Die
Jungfrau zwischen dem Hl Nikolaus,
einem Auftraggeber und einem andern
Heiligen, St. Gotthard, St. Stephan, St
Christophorus, die Madonna mit dem
Kinde sowie die Hl.Anna und St. Julian. In
der Nähe der unveränderten Nische steht
ein römischer Altar, etwas höher die
Emporen und im Zentrum der Kirche, um
eine Stufe niedriger als der heutige Boden,
zeigt eine Gravur Form und Ausmaß des
ursprünglichen Taufbeckens (Taufe durch
Untertauchen). Palazzo Gallio: der ansehnliche Palast am
gegenüberliegenden Seeufer, wurde 1586
auf Wunsch des Kardinals und
Staatsekretärs des Heiligen Stuhls Tolomeo
Gallio erbaut. Seit wenigen Jahren war er
Herr der Grafschaft der Tre Pievi von
Gravedona, Sorico und Dongo und betraute
Pellegrino Tibaldi, Architekt des
Kardinals Carlo Borromeo, mit der
Umsetzung des Gebäudes, die aber nur
nach seinem Todesjahr 1607 abgeschlossen
wurde. Der Palast ging an seine Neffen,
den Herzögen d’Alvito über und erlebte
nie eine Hochblüte. Der Palast wurde von
Franzosen und Spaniern als Krankenhaus
genutzt bis er Anfang des 19.Jhdts. durch
mehrere private Hände ging.
Heute gehört der Palast dem Verbund der Gebirgsgemeinden des westlichen Alto
Lario.
Der Überlieferung nach hätte er jenes
Konzil der Katholischen Gegenreformation
beherbergen sollen, das dann
in Trient gehalten wurde. Seine quadratischen
Grundmauern sind mit vier mächtigen
Ecktürmen versehen, die untereinander
durch enge Loggiengänge verbunden
sind. Übereinander gelegene Loggien öffnen
sich auch auf die Fassaden der Seeund
der Bergseite und bieten ein herrliches
Panorama. Die Reste des alten, im 12. Jhdt.
zerstörten Schlosses sind Teil der
Begrenzungsmauern. Unter dem Gewölbe
zum See hin ist eine Inschrift zu lesen: “Tolomeo Gallio der Heiligen Römischen
Kirche, Kardinal von Como und Herr der
Tre Pievi von Gravedona, Sorico und
Dongo, angezogen vom milden Klima und
der Lieblichkeit des Ortes reichte dem
noblen Dorf von Gravedona zu Schmuck
und noch mehr Ruhm mit diesem großartigen
Palast mit Gärten, Brunnen und
Becken im Jahr des Herrn 1586”. Das
Innere beherbergt verschiedene
Kunstwerke und im mittleren Teil einen
geräumigen, zweistöckigen Saal. Kirche San Vincenzo: um 1050 auf einem
frühchristlichen Gebäude erbaut. Die dreischiffige
Kirche hat ebenso viele Apsiden
aus dem 5. Jhdt. Das heutige Aussehen ist
das Ergebnis der Restaurierung zwischen
dem 17. und 18. Jhdt. Außen wurde ein dreiflügeliger Laubengang angebaut, innen
finden wir zahlreiche Fresken aus dem
17.Jhdt., geschnitzte Barockschränke,
Statuen und andere Werke. Von der früheren
Struktur übrig geblieben sind die
Krypta, die sieben kleine Schiffe hatte, mittelalterliche
und romanische Kapitele,
zwei Inschriften aus dem 6.Jhdt. unter der
Kanzel am Seiteneingang, ein elegantes
Gold Kruzifix des berühmten
Ziselliermeisters Francesco Ser Gregari, das
nach einem Diebstahl getreu nachgearbeitet
wurde, und Teile der Außenmauern. Kirche Santa Maria delle Grazie oder das
Konvikt: 1467 von den Augustinermönchen
in Panoramalage erbaut. Nach dem Abriss
des vorhergehenden hochmittelalterlichen
Oratoriums San Salvatore galt dies bis 1772
als deren neue Klosterkirche. Einschiffige große Kirche mit sichtbarem Dachstuhl
und einem Hängewerk, gestützt auf
gemauerten Spitzbögen, die bis zum
Boden reichen und so die Seitenkapellen
und drei Apsiden bilden, von denen die größte poligonal ist.
Hohe spitzbogige Fenster und Okuli
beleuchten das mit Fresken reich
geschmückte Innere, die von einer guten
lombardischen Renaissanceschule stammen
und heute fast verloren sind. Der
Kreuzgang an der dem Berg zugewandten Kirchenseite wurde unter dem Laubengang
und an den Außenwänden ebenfalls
vollständig mit Fresken versehen und ist
kürzlich von der Gemeinde Gravedona
gekauft worden. Kirche SS. Gusmeo und Matteo: romanische
Kirche in einem großen Platanenpark.
Vom 13. bis zum 16. Jhdt. war die Kirche
dem San Fedele geweiht, ein Jahrhundert
später wurde sie vergrößert, indem man
eine auf Säulen gestützte Vorhalle und ein
Presbyterium hinzubaute. Sie liegt oberhalb
des Dorfes an jenem Ort, an dem die
zwei Märtyrer gestorben und begraben
sein sollen. Ursprünglich fungierte dieses
Gebäude als Mausoleum, man nimmt
daher an, dass der zentrale Grundriss
mehrfach gebuchtet war, später wurde die
Fassade umgestellt, indem man eine elegante
Vorhalle auf Kolonnen und ein
Presbyterium baute. Im Inneren kann
man Fresken des Fiamminghino bewundern:
eines ist bekannt als Gloria und
wurde Anfang 1600 im Presbyterium
gemalt, das andere stellt den bezaubernden
Flug der musizierenden Engel dar. Man
verwahrt auch zahlreiche Ölbilder: die
Verurteilung der SS. Gusmeo und Matteo,
das Martyrium der Heiligen und die Überführung
der Reliquien, von ebensolcher
Schönheit außerdem noch das Altarbild der Madonna vom Rosenkranz mit San
Domenico und Gläubigen. Am 11. und 12.
September findet jedes Jahr der traditionsreiche
Viehmarkt statt, der weit über diese
Täler hinaus bekannt ist. Kirche Sant’Abbondio: in der Nähe der
Brücke über den Liro, an der Grenze zur
Grafschaft. Das Gebäude aus dem 16./17.
Jhdt. mit seinem getrennten Glockenturm
mit zweifenstrigem Kappenstück, war
Rastplatz für Reisende, die müde im
Vorbeiziehen etwas Erholung für sich und
ihr Transportmittel, dem Esel, suchten.
Dieser kleine Sakralbau war einstmals der
Madonna delle Fonti geweiht, wurde bei
einem Hochwasser des Liro zerstört und
nur nach seiner Restaurierung im 17.Jhdt.
dem Sant’Abbondio geweiht, dem fünften
Bischof von Como und Schutzpatron der
Diözese, der als erster die Pfarrbezirke in
seinem Gebiet ordnete. In ihrem Inneren
werden ohne viel Aufsehen die
Freskenbilder der Madonna mit den
Heiligen Rocco und Vincenzo aufbewahrt.
Kirche der Madonna de la Soledad
(Einsamkeit): sie wurde zwischen dem
17.und 18. Jhdt erbaut, gehörte der
Adelsfamilie Motti aus Gravedona und
blickt au den letzten Platz des alten
Dorfkerns, der Piazza Mazzini. Zwei große
Fenster beleuchten die wenigen Fresken
im Inneren des Sakralbaus, hier finden wir
Darstellungen des San Michele, einer
Madonna, des Sant’Antonio Abate und
eines Christus am Kreuz. Über dem einzigen
Altar finden wir die “Rocaille-
Dekoration”, welche die einzige polygonale
Apsis schmückt.
Besonders interessant ist das mit
Blumenmustern geschmückte
Lederantepedium, in der Mitte mit dem
Bildnis der Madonna della Solitudine. Die
Statue der Jungfrau Maria hat über dem
Haupt einen Heiligenschein und trägt
einen schwarzen Mantel über einem weiß besticktem Gewand, hält einen
Rosenkranz in Händen und in der
Verlassenheit eines verzweifelten und
abgründigen Schmerzes betet sie in der
Einsamkeit der Stille. Sie wird in einer
Nische mit Sternen aufbewahrt, wiederholt
umrankt von der Inschrift “Consolàtrix afflictòrum” und von einem
Strahlenkranz.
Wegen des verfallenen Gebäudes aber
auch wegen des schmerzerfüllten und
kummervollen Ausdrucks der Madonna
dachte man früher, die Kirche sei den
Soldaten geweiht, es handelt sich hingegen
um einen volkstümlichen Übersetzungsfehler,
in Wahrheit stammt die Übersetzung
aus dem Spanischen und bedeutet
Eisamkeit.
Nützliche Nummern und Adressen
Notarzt: 0344 82282.
Krankenhäuser und Unfallstation: Via
M. Pelascini, 3 Gravedona: 0344 92111.
Apotheke: Piazza Trento: 0344 85222.
Post: Piazza Cavour: 0344 85293.
Carabinieri: Via Molo Vecchio: 0344
85293.
Verband der Gebirgsgemeinden: Via T.
Gallio, Gravedona: 0344 89038.
Verkehrsamt: Piazza Cavour: 0344 89637.
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